Aus dem Modelleben: Woran du unseriöse Fotografen erkennen kannst

Aus dem Modelleben: Woran du unseriöse Fotografen erkennen kannst

Ein heikles, böses Thema

Jeder, der schon länger im Modelbusiness tätig ist, kennt es. 

Man präsentiert stolz die Bilder von den letzten Shootings in Social Media Kanälen oder Modelplattformen und es trudeln die ersten Anfragen auf weitere Shootings rein. 
Doch so manche Anfrage von Fotografierenden (in meinem Fall meistens Männer) zeigen, das noch viel mehr als nur ein Shooting erhofft wird. 
Heute schreibe ich mal aus meiner langjährigen Erfahrung als Berufsmodel, was ich schon Schönes hören durfte und woran ihr genau solche “schwarzen Schafe” erkennen könnt. 
Achtung: Natürlich kann man sowas nicht pauschalisieren. Es ist kein Guide, der dir eine 100%ige Sicherheit gibt, ob es sich nun um einen fiesen Fotografen oder ein Goldstück handelt. Aber er hilft Dir ein wenig, dir sicher mit deiner Entscheidung zu sein. 

 

Der erste Eindruck zählt

Erst einmal schaue ich mir die Anfrage an.

Optimal steht in einer Anfrage alles drin.
Dann weiß man genau Bescheid, an was man denken muss, welche Bereiche geshootet werden (und das ist dann fest abgemacht!). Außerdem weiß man genau wo das Shooting stattfindet und kann das gegebenenfalls auch weiter geben. 
Die Anfrage ist ordentlich geschrieben und es klingt nach ernstem Interesse. Easy.

Hier sind meine No-Go's

Leider ist die Liste der “No-Go’s” und “Achtungs” größer.
Ich fange einfach mal oben an die Punkte zu erklären. 

Viele der zugeschickten Moods sind (N)aktbilder.

Einer der beliebtesten Tricks mancher Fotografen. So krass das klingt, einige haben mir selbst erzählt, dass sie es “so” schaffen, die “Models aus den Klamotten zu quatschen”. Und auch aus der Erzählung anderer Modelle kenne ich diese Masche. 
Yes, ich war auch wirklich geshockt. 
Man bekommt also die Moods beispielsweise für ein Portraitshooting zugeschickt, darunter sind 4 Aktbilder. Obwohl man nur natürliche Portraitbilder shooten möchte, checken manche SO heimlich die Bereiche ab. Und beim Shooting, wenn die Fotografen dann meinen, dass man sich ausziehen soll obwohl der Bereich NICHT abgemacht ist wird gesagt “ja, aber du warst doch auch mit den Moods einverstanden”. 
Deswegen schmettere ich bei solchen Moods immer direkt ein hartes VETO in die Nachricht. 

Er/Sie spricht dich mit "Süße" oder Sonstiges an

Auch wenn das Verhältnis zwischen Model und Fotograf eher locker ist, ist es immerhin noch ein Arbeitsverhältnis. Deshalb bin ich auch immer vorsichtig, wenn mich einer der Fotografen/Fotografinnen (yes, auch Frauen können schwarze Schafe sein!) mit einem Kosenamen anspricht. Wenn es auch mehr als ein Flirt klingt, als nach einer ordentlichen Shootinganfrage, blocke ich das Shooting auch direkt ab. 
Lustigerweise stellen sich in vielen Anfragen auch die Fotografen vor mit “Ich bin XY, verheiratet seit XY…”. Nur, weil jemand verheiratet ist, muss man lange keine reine Weste haben. Also wieso wird es direkt erwähnt? 

Seltsame Projekte

Manchmal trudeln auch wirklich seltsame Anfragen rein. Und wenn dir das Thema oder das Projekt nicht geheuer ist, lehne es ab. 
Ich habe schon einige Shootinganfragen bekommen, bei denen mir auch die Haare vom Kopf gefallen sind. Erst fing es damit an, ob ich denn bei dem Shooting auch verschiedene Strümpfe tragen kann und nur speziell davon Fotos gemacht werden, danach ob ich auch mit Absatzschuhen irgendwo im Boden einsinken kann und in diverse Sachen treten. Und AUF diverse Sachen treten, weil eine Wette verloren wurde und deshalb auf einem männlichen Glied getreten werden muss. Und die Anfrage habe ich nicht nur von einer Person bekommen.
Yes, ich war auch verstört.

Er/Sie redet davon, wie viele Aktmodelle er/sie schon vor der Linse hatte

Und die Sticker werden dann im Stickerheft weiter gezeigt? Oh schau mal, ich hab schon 25 Aktmodelle! Oh, du 30?! Mist, dann bist du besser.
Cool. Ich werde nicht dazu gehören!
Einige prahlen auch damit, wen sie als aller Erstes nackt fotografiert haben. Nice, Glückwunsch. Held.

Sexuelle Anspielungen

Passiert leider zu oft. 
“Du hast wunderschöne Brüste, wenn man das mal sagen darf” oder “deine Lippen sehen zum Küssen aus”. 
Jau, danke für’s Kompliment.. Wo genau ist der Blockbutton?
Nein ehrlich, das ist absolut nicht professionell. Klar, wenn jemand sagt, dass ihm die Augenfarbe oder Haarfarbe gefällt ist super und da freut man sich auch. Aber alles, was wirklich in den sexuellen Bereich fällt, sollte bei Dir alle Alarmglocken anschlagen lassen. 
Sogar von einer Frau bekam ich mal den Spruch “du hast aber riesen Euter” reingedrückt. Danke. Tschüss.

Wiederholtes Fragen, ob die eine Sache doch okay wäre

“Bist du sicher, dass du nicht DOCH lieber Unterwäschebilder machen möchtest?”.
Nein, möchte ich nicht.
“Wirklich?”
“…”
Lass dich nicht bequatschen. Wenn dir das nicht geheuer ist, dann mach es nicht. Und selbst wenn die Bilder dann nur “privat” sind… warum?! Was hat er/sie davon? Und wie geht es Dir danach? 


Kein Portfolio

Das macht mich immer skeptisch. Entweder sind die Bilder SO fürchterlich, dass er/sie die nicht zeigen will oder hat vielleicht erst keine Kamera? Selbst wenn man z.B. aus der Architekturfotografie kommt und sich an Menschen ran trauen möchte (sprich in die People- oder Portraitfotografie einsteigen), hat man zumindest ein Portfolio im Architekturbereich. 

Dauerhaftes Fragen nach privaten Sachen

Gut okay, ihr habt ein Shooting abgemacht oder seid in der Planung. Und dann kommt sowas wie “heey. Was machst du grad Schönes? Wohnst du in einer Wohnung? Hast du einen Freund? Was trägst du grad Schönes? Welche Bands magst du so? Willst du mit mir auf ein Konzert gehen?”. 
Privater Krams hat nichts mit einem Shooting zu tun. Klar, man kann fragen wie es einem geht. Aber sobald mich jemand über mein Privatleben ausfragt, blocke ich die Person auch ab. Das ist absolut unprofessionell und hat auch absolut nichts mit einer seriösen Shootingplanung zu tun. 

Bilder nur für die "Private" Nutzung

Ein Fotograf will genauso wie du schöne Bilder erstellen, die man rum zeigen kann. 
Wenn also eine Anfrage für die private Nutzung eintrudelt, fragt man sich doch, was man Privat mit den Bildern will? 
Yes. Ihr könnt es Euch denken. Nein, danke. 

Verbot einer Begleitperson

Auch ein großes Thema. Viele Modelle fragen mich auch als Fotograf, ob eine Begleitperson okay ist. 
Sicher, immer, wenn sie nicht stört. Denn ich würde auch nicht zu jedem alleine fahren wollen. 

Fotografen, die dir erzählen, das man die Nacktheit durch die Linse gar nicht wahrnimmt

Daaaaas hab ich schon so oft gehört. Ich bin selbst Fotograf, ich kann Euch garantieren, das man durch die Linse IMMER alles sieht. Selbst wenn ich mich darauf konzentriere, nur auf die Augen zu schauen (was nicht gut ist, denn dann sieht man nicht, ob die Pose seltsam ist oder im Hintergrund was Störendes ist) sieht man immer aus dem Augenwinkel alles. Und wenn mir ein Fotograf erzählt “und ich habe gar nicht gemerkt, dass die Person nackt war” weiß ich, dass es kompletter Mist ist. Allein beim Schreiben verdreh ich da die Augen. 

Zum Schluss:

Auch wenn oben die Punkte böse klingen, nicht jeder Fotograf ist schlecht. 
Ich habe ganz viele coole Fotografen kennen lernen dürfen und alles war super. Aber natürlich auch Schlechte. 
Früher bin ich an Anfragen auch viel naiver ran gegangen, deswegen hoffe ich, dass Euch die Tipps helfen.
Wenn ihr allerdings noch ZUSÄTZLICH sicher gehen wollt, habe ich selbst immer ein paar Safety-Sachen dabei.

KlebeBh

Yes. Ein Klebe-BH. Ein Teilchen, das alles versteckt und zusammen hält. Möchte der Fotograf also rückenfreie Bilder machen, dann ist der super. Kann man auch super nutzen, um zu einem Shooting zu fahren, bei dem man schulterfreie Portraits geplant hat.

Miederhose

Die ziehe ich gerne unter Kleidern und Röcken an. Dann kann auch nicht “aus Versehen” ein “unter-dem-Rock” Bild entstehen. 

Pasties

Sollte der Klebe-BH zu viel sein, gibt’s auch die Variante. Da kann man easy alles verstecken, was man verstecken möchte. Sehr gut bei transparenten Oberteilen.

Okay, das war’s. So gehe ich immer an die Anfragen ran und Ich hoffe ich konnte Euch helfen! 
Wiebke

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6 Kommentare zu „Aus dem Modelleben: Woran du unseriöse Fotografen erkennen kannst“

  1. Pingback: Aus dem Modelleben: Wie ich mich auf ein Shooting vorbereite - Blog

  2. Hallo Amelie,
    ich habe mir eben deinen Block angesehen und finde ihn super geschrieben.
    Liebe Grüße Anke

  3. Am Besten finde ich das Verbot einer Begleitperson, dabei kann man die im Zweifelsfall doch so wunderbar einsetzen um z.B. einen Blitz oder einen Reflektor zu halten… bringt das Model jemanden mit, kann ich mir jemanden sparen!

  4. Pingback: Aus dem Modelleben: Basics, die ich für ein Shooting dabei habe

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